"Die Grundausbildung werde vorerst von drei Monaten auf sechs Wochen verkürzt. Teils könnten auch die Wochenenden genutzt werden. Hinzu komme anschließend eine ergänzende Ausbildung.
"Die Rekruten, die zum 1. Juli eingezogen würden, wollen wir am 1. August beginnen lassen.
Am 1. Oktober würde wieder die normale dreimonatige Grundausbildung starten",
sagte Baumgärtner."
Zitat: Generaloberstabsarzt Dr. med. Ulrich Baumgärtner, Inspekteur des Sanitätsdienstes, am 19.04.2020 im ZDF Videotext
Im Einklang mit den Maßnahmen der Bundesregierung zur weiteren Eindämmung der Verbreitung des Coronavirus und als Vorsorge zum Schutz der Beschäftigten, haben die Dienststellen des Organisationsbereichs Personal ihre Maßnahmen wie folgt aktualisiert:
Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr Das Personalmanagement zählt zu den vom Ministerium vorgegebenen Kernaufgaben der Bundeswehr. Das Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr erbringt diese Dienstleistung weiter. Es trägt damit zur Einsatzfähigkeit der Bundeswehr - auch unter den besonderen Gegebenheiten der Corona-Pandemie - bei. Zu den Kernfähigkeiten, die auch in der aktuellen Lage weiter betrieben werden müssen, zählen insbesondere das Personalmanagement, die Personalgewinnung, die Einberufung von Reservistinnen und Reservisten sowie Personalservices wie zum Beispiel die Abrechnung. Das eigene Lagezentrum führt zudem das Lagebild für den Organisationbereich Personal zu COVID-19. Mit diesem trägt es zum Lagebild in der Bundeswehr insgesamt bei. Das Lagezentrum ist 24/7 arbeitsfähig und mit Personal bestückt. Es gibt Handlungsempfehlungen heraus und ist jederzeit telefonisch erreichbar.
Helmut-Schmidt-Universität Das Frühjahrstrimester hat mit Online-Lehre begonnen. Alle bisherigen Einschränkungen wurden bis zum 3. Mai 2020 verlängert. Planungen für eine phasenweise und abgestufte Wiederaufnahme des Universitätsbetriebs laufen. Bis zum 30. April werden die Fakultäten vorläufige Planungen für Präsenzprüfungen anstellen. Zu gegebener Zeit erfolgen weitere Informationen. Derzeit sind alle Auslandspraktika gestrichen und die Betroffenen gebeten worden, sich stattdessen um Inlandspraktika zu bemühen. Bei den Auslandsstudien liegen die Dinge ähnlich, schon allein aufgrund des notwendigen zeitlichen Vorlaufes von mehr als acht Wochen. Sämtliche Auslandsstudien, für die der Vorlauf vor dem 15. Juni beginnen müsste, werden gestrichen. Über die übrigen Vorhaben wird Anfang Mai entschieden. Vom Akademischen Auslandsamt erhalten die Betroffenen weitere Informationen.
Universität der Bundeswehr München Die UniBw München bietet bis auf Weiteres alle Lehrveranstaltungen digital an. Dementsprechend startet am 20. April 2020, das neue Trimester. Das Frühjahrstrimester steht damit ganz im Zeichen digitaler Lehre. Ab dem 27. April 2020 finden auch Präsenzprüfungen wieder statt. Alle weiteren Einschränkungen auf dem Campus bleiben davon unberührt und werden fortgesetzt.
Bildungszentrum der Bundeswehr Das Bildungszentrum der Bundeswehr hat die Laufbahnausbildung inzwischen komplett auf digitale Lehrangebote umgestellt. Die Aussetzung des Präsenz-Lehr- und Prüfungsbetriebes wird zunächst bis 30. April 2020 verlängert. Notwendige Prüfungen werden unter Beachtung der aktuellen Sicherheitsvorgaben durchgeführt.
Sämtliche Lehrgänge und Trainings der Abteilung Wehrverwaltung, die im Rahmen der Fort- und Weiterbildung bis zum 29. Mai 2020 geplant waren, werden abgesagt.
Bundeswehrfachschulen An den Bundeswehrfachschulen werden die Maßnahmen analog umgesetzt, ebenfalls bis zum 30. April 2020.
Auslandsschulen der Bundeswehr Für die deutsche Abteilung der Shape International School bleibt der Schulbetrieb bis 4. Mai 2020 eingestellt, bei der Grundschule René Char im französischen Le Luc bleibt der Schulbetrieb bis zum 11. Mai 2020 eingestellt. An sämtlichen Auslandsschulen wird der Unterricht mit Hilfe unterschiedlicher digitaler Medien oder in Printversion aufrechterhalten.
Bundessprachenamt Die Aussetzung des Präsenz-Lehr- und Prüfungsbetriebes wird zunächst bis 30. April 2020 fortgesetzt. Vorgesehene Prüfungen können verschoben und nachgeholt werden.
Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung Fachbereich Bundeswehrverwaltung Für die Hochschule des Bundes Fachbereich Bundeswehrverwaltung gilt bis auf Weiteres keine Aufnahme des Lehr- und Prüfbetriebes. Anstelle von Präsenzveranstaltungen nutzen die Studierenden eine Online-Lernplattform, worüber die Dozenten auch eine Online-Betreuung anbieten.
"Aufgrund der COVID-19-Pandemie wird der Ablauf der Grundausbildung bei der Bundeswehr angepasst. Dazu wurden im BMVg Leitlinien erarbeitet, an denen sich die ausbildenden Teilstreitkräfte und militärischen Organisationsbereiche orientieren. Vorläufig sind Rekrutinnen und Rekruten mit den Diensteintrittsterminen April, Mai und Juni 2020 betroffen.
In der zugrundeliegenden Weisung des Ministeriums wird die Bedeutung der Grundausbildung für die personelle Einsatzbereitschaft der Bundeswehr betont. Die Grundausbildung findet also statt. Um eine stärkere Verbreitung des Coronavirus in der Truppe nach Möglichkeit zu vermeiden, wurde aber der „körperliche“ Dienstantritt für Rekrutinnen und Rekruten der Diensteintrittstermine April, Mai und Juni 2020 auf den 2. Juni 2020 verschoben. Die zunächst angeordnete häusliche Absonderung vor Dienstantritt ist daher nicht mehr erforderlich. Am jeweiligen Wohnort einschlägige Bestimmungen der Länder und Kommunen zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie sind zu beachten. Ihre Ernennungsurkunden erhalten die Betroffenen per Postzustellungsurkunde. Die Soldatinnen und Soldaten werden von ihren jeweiligen Ausbildungseinheiten weiter individuell und fortlaufend informiert.
Lernstoff fürs Selbststudium zu Hause Rekrutinnen und Rekruten, deren Dienstantritt verschoben wurde, bereiten sich am Wohnort selbstständig auf ihren Dienst vor. Dafür werden Informationspakete mit Lernstoff zur Verfügung gestellt, die online abrufbar sein oder mit der Post zugesandt werden. Sie umfassen Themengebiete wie die Dienstgradstruktur, den Auftrag der Bundeswehr und spezielle Themen des jeweiligen militärischen Organisationsbereichs. Ferner wird Material zur Wehrbeschwerdeordnung, zur Inneren Führung und zur Wehrdisziplinarordnung angeboten.
Meldung am Dienstort am 2. Juni Insofern weder Symptome von COVID-19 noch Kontakte mit Infizierten vorliegen, melden sich alle Rekrutinnen und Rekruten der Diensteintrittdaten April, Mai und Juni 2020 am 2. Juni 2020 bei ihren Dienststellen und beginnen dort ihre Ausbildung. Öffentliche Verkehrsmittel sind dafür nach Möglichkeit zu meiden.
Die Rekruten des Organisationsbereich Cyber/Informationsraum treten ihren Dienst erst zum 1. Juli 2020 an.
Gestraffte Grundausbildung Die Grundausbildung wird nach den Maßgaben der Teilstreitkräfte und Organisationsbereiche inhaltlich und zeitlich gestrafft. Sie soll nach Möglichkeit binnen sechs Wochen abzuschließen sein. Dafür sollen auch Wochenenden intensiv zum Dienst genutzt werden. Wesentliche Ausbildungsinhalte, die in der verkürzten Grundausbildungszeit nicht vermittelt werden können, sind später nachzuholen. Um das Risiko einer späteren Einschleppung von COVID-19 in die Bundeswehr zu verringern, findet die Ausbildung während der ersten vierzehn Tagen im Wege einer Kohortenisolierung vorrangig in Kleingruppen statt. Auf Feierliche Gelöbnisse in der Öffentlichkeit wird verzichtet.
Leben in der Lage Die Pandemie-Lage ist nach wie vor unübersichtlich und unberechenbar. Alle getroffenen Maßnahmen entsprechen dem Stand 9. April 2020. Die zuständigen Stäbe beobachten die Situation genau und passen die Maßnahmen der aktuellen Entwicklung an. Betroffene Rekrutinnen und Rekruten können sich an die benannten Ansprechpartner in ihren Ausbildungseinheiten wenden."
Boris Pistorius entlässt mit mal den Chef des Heers
Verteidigungsminister Boris Pistorius stellt die Bundeswehr neu auf. Alfons Mais, seit 2020 Inspekteur der größten Teilstreitkraft, muss seinen Posten räumen. Nachfolger wird einer der engsten Vertrauten des Ministers.
Boris Pistorius hat gleich mehrere wichtige Personalentscheidungen getroffen. Den einflussreichen Inspekteur des Heeres versetzt der Minister in den einstweiligen Ruhestand. Der Viersternegeneral Alfons Mais war in der Vergangenheit immer wieder durch kritische Töne aufgefallen. Mehrmals mahnte er, die von der Politik ausgerufene Zeitenwende komme nicht bei der Truppe an. Nun muss er nach fünf Jahren seinen Posten räumen.
Als Nachfolger für den Chefposten bei der größten Teilstreitkraft der Bundeswehr hat Pistorius einen seiner engsten Vertrauten ausgesucht. Zweisternegeneral Christian Freuding hat für Pistorius im Ministerium in den vergangenen Jahren den neuen Leitungsstab aufgebaut. Parallel führte er den sogenannten Ukraine-Stab, der die Waffenlieferungen koordinierte. Vermutlich kein Militär der Bundeswehr genießt beim Minister so viel Vertrauen wie er.
Doch schon in den dürren Zeilen schwingt Kritik mit. So heißt es über seinen Nachfolger Freuding, dieser werde mit seiner Expertise »zusätzlichen Schwung und Veränderung in die Projekte des Heeres bringen«. Mais hatte immer wieder Schwierigkeiten mit der Aufstellung bei der Litauen-Brigade, dem Prestigeobjekt des Ministers, offengelegt. Seine Briefe ans Ministerium, in denen er noch fehlendes Material beklagte, waren gefürchtet.
Mais war spätestens seit 2022 als einer der wenigen Generäle aufgefallen, die sich trauten, die Misere bei der Truppe offen auszusprechen. Am Tag nach Kriegsbeginn schrieb er einen Linkedin-Post, der bis heute zitiert wird. »Die Bundeswehr, das Heer, das ich führen darf, steht mehr oder weniger blank da«, hieß es dort unter anderem. Schon damals rechnete Mais damit, dass er wegen der Offenheit entlassen werden könnte. Nun ist es passiert.
Neben den beiden Toppersonalien hat Pistorius auch ein weiteres Problem, das seit Monaten schwelte, vorerst gelöst. So ersetzt Generaloberstabsärztin Nicole Schilling den bisherigen Vizegeneralinspekteur Andreas Hoppe. In der Pressemitteilung wird betont, dass damit zum ersten Mal eine Frau den wichtigen Posten bekleidet. Schilling kennt sich vor allem in Personalangelegenheiten aus, aktuell leitet sie die Abteilung Einsatzbereitschaft und Unterstützung Streitkräfte.
Der bisherige Vizegeneralinspekteur Hoppe wird, wie Heeresinspekteur Mais, in den einstweiligen Ruhestand versetzt. Im April war herausgekommen, dass der 60-Jährige über längere Zeit mehrere parallele Liebesaffären, teilweise mit Frauen im Verteidigungsministerium, unterhielt. Der Vize von Generalinspekteur Carsten Breuer hatte das Fehlverhalten nach einem Bericht im »Business Insider« eingeräumt und um die Versetzung in den Ruhestand gebeten. Sein Büro im Leitungsbereich des Bendlerblocks hat er bereits geräumt.